Embodiment

Embodiment (oder: wie sich der Körper in ein Musikinstrument erstreckt) wird besonders im Zusammenhang mit digitalen Musiksystemen zu einem zentralen Thema, da mit diesen die Beziehung zwischen körperlicher Bewegung und Klangerzeugung zum Gegenstand musikalischer Komposition gemacht werden kann. Wir sprechen dann von komponierten Instrumenten.

Embodiment

Embodiment ist ein künstlerisches Forschungsthema, welches für die Computermusik von zentraler Bedeutung ist. Unter Embodiment verstehen wir, dass sich der Körper in Gegenstände erstreckt - in unserem Fall in Werkzeuge zum Musik machen. Traditionellerweise handelt es sich bei diesen Werkzeugen um Musikinstrumente, die von Instrumentenbauern konstruiert werden. Von ihnen hängt ab, wie sich die Verbindung zwischen dem menschlichen Körper und der Mechanik des Instruments gestaltet, worauf Komponisten oder Aufführenden normalerweise keinen Einfluss haben. Durch die Entwicklung neuer Medientechnologien - beginnend mit dem Telefon und Grammofon - hat sich diese viele tausend Jahre andauernde Situation aber geändert. Mit den digitalen Instrumenten unserer Zeit ist eine Entkopplung des Klangerzeugungsprozesses von der gestischen Schnittstelle des Instruments möglich geworden. Die Verbindung zwischen gestischer Steuerung und Klangerzeugung kann von Fall zu Fall verschieden ausgestaltet und sogar zum Gegenstand musikalischer Komposition gemacht werden. Wir sprechen dann von komponierten Instrumenten.

Komponisten, Aufführende und ihr Publikum sind heutzutage mit dem vollen Ausmaß des Embodiment beim Musik machen konfrontiert. Es reicht von der Klangerzeugung ohne signifikante körperliche Intervention (beispielweise algorithmisch gesteuerte, digitale Klangsynthese) bis hin zur menschlichen Stimme, dem Instrument mit dem höchsten Grad an Embodiment, da die Stimmorgane ein fester Bestandteil des Körpers sind.

Aber warum ist der Grad an Embodiment ein so wichtiger Begriff in der Komposition von Computermusik? Die Antwort auf diese Frage liefert unsere Wahrnehmung, die darauf spezialisiert ist, Spuren verkörperter Interaktion und Spuren des Körpers im Klang zu erkennen und nachzuvollziehen. Genauso, wie wir dazu in der Lage sind, mit außerordentlich erstaunlicher Präzision zu erkennen, welche unbelebten Objekte zu einem von uns wahrgenommenen Klang beitragen, sind wir auch dazu in der Lage zu spüren, wo der Klang durch menschliches Mittun geformt wird. Die Art und das Ausmaß dieses Formens hängen direkt mit der Art und dem Grad des Embodiments zusammen, das mit den klangerzeugenden Gegenständen erreichbar ist. Durch die Verfügbarkeit neuer Möglichkeiten ergeben sich aber unter Umständen auch viele Fragen, welches Mittel für welchen künstlerischen Zweck zu wählen ist. Projekte wie "Embodied Generative Music", "The Choreography of Sound" (die Choreographie des Klangs) oder "Transbody" sind Beispiele dafür, wie diese allgemeinen Themenbereiche mit konkreten Forschungsfragen angegangen werden.

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